Tach auch!
Als ich am Berliner HBF mit meiner Cousine aus dem Zug steige, merke ich sofort: Ich bin Dorfkind. Durch und durch. Scheiße – ist das heftig hier! So viele Menschen, so viel Hektik – so viele Möglichkeiten, sich fortzubewegen! Ein bisschen überfordert fühle ich mich gerade schon, wenn ich daran denke, dass ich vier Tage in diesem – wie sagte ein Freund so schön – Monster verbringen werde. Aber zum Glück ist meine Cousine, Spitzname Prinzessin, ein ¨Native Öffi¨. Gib‘ ihr ne U-, Straßenbahn- oder Busstation – und sie weiß, wo es langgeht. Praktisch. Ach ja – oder eine S-Bahn. Die gibt es nämlich auch, was mir vor Berlin nicht bewusst war. Ich dachte ja immer, S-Bahn sei die Abkürzung für Straßenbahn. Is aber nich so.
Egal – es folgten 4 Tage voller Highlights.
10 davon findet ihr hier. Kommt mit mir nach Berlin! 😉
Was wir uns in vier Tagen in der Hauptstadt so alles ¨erobert¨ haben und welche Touriziele sich davon auf jeden Fall lohnen, habe ich in zehn kurzen Absätzen zusammengefasst.
1. Unkompliziert und günstig: Mit der BerlinWelcomeCard fix von A nach B (und günstiger in so manches Highlight)
Es ist das offizielle Touristenticket und die Rettung für meinen Geldbeutel sowie meine Nerven. Gratis mit der Bahn, dem Bus und der Tram in Berlin City und Umland (inklusive Potsdam und Sachsenhausen – je nach Ticketwahl) – das ist echt ne Erleichterung. Los geht’s bei 19,50 Euro (für zwei Tage), der höchste Preis ist 44 Euro (72 Stunden inklusive Museumsinsel; der Dom ist wunderhübsch und auf dieser Insel könnt ihr auch auf die Suche nach „Norfretete“ gehen). Rabatte gibt’s zusätzlich bei 200 Attraktionen. Machen!
2. Die Stadt kennenlernen: Free Walking Tours
Ich kenne sie aus Edinburgh und Krakau – und jetzt auch aus Berlin.
Die Free Walking Tours sind vor allen Dingen beim Anbieter Sandemans in Berlin ein echtes Highlight, denn sie leben von den engagierten Stadtführern mit viel Humor und Wissen. Und: Sie sind tatsächlich kostenlos. Wenn man mit einem Local durch die Straßen schlendert, lernt man Ecken kennen, die man sonst nicht gesehen hätte. Oder Currywurst aus nem Riesenpott. Unser Guide heißt Sam Noble (wir machen die englischsprachige Führung mit). Auch er glänzt durch Humor und Verstand gleichermaßen. Und es lässt sich auch top mit ihm über aktuelle Ereignisse diskutieren. Die deutschen Gratistouren beginnen jeweils um 11 Uhr ebenfalls am Brandenburger Tor (Starbucks). Hitlers Bunker, das Holocaustmahnmal (nicht auszulassen ist hier übrigens auch das Gratis-Museum unterhalb des Mahnmals. Morgens hingehen, dann ist’s eher ruhig; nachmittags können die Schlangen lang werden), Checkpoint Charlie, das Luftwaffen-Hauptquartier (heute lustigerweise das Finanzministerium), die Mauer, das Denkmal zu Erinnerung an die Bücherverbrennung – das und noch viel mehr gehört zum Programm der Führung.
Zu weiteren Themen anderer Touren zählen zum Beispiel Sachsenhausen, das Dritte Reich, das Alternative Berlin oder auch Pub Crawls. Machen! Anschließend haben wir genug Kalorien verbrannt, um nun essen zu gehen – und zwar in der Vorweihnachtszeit auf jeden Fall auf einem der zahlreichen und wunderschönen…
3. … Weihnachtsmärkte
[UPDATE 20.12.2016: #ichbineinBerliner
Als ich diese Zeilen zum ersten Mal veröffentlichte, waren die Worte „Weihnachtsmarkt in Berlin“ noch vollkommen unbehaftet von bösen Erinnerungen und Bildern. Ich hoffe, das wird irgendwann auch mal wieder so sein. Rausnehmen möchte ich die Märkte aus dieser Liste nicht, denn ich hoffe sehr, dass Freiheit und Respekt irgendwann wieder GROSS geschrieben werden.]
Jaaa – die Weihnachtsmärkte in Berlin sind zu zahlreich, als dass man alle besuchen könnte in nur vier Tagen.
Die Bäuche vollstopfen kann man sich aber praktischerweise überall. Besonders gefällt mir der Markt in Spandau. Hier gibt es einen mittelalterlichen Teil, viel Live-Musik (vor allem freitags ;)), Erinnerungen an die letzte Herbstkirmes (wie zum Henker kommen Geisterbahn, Losbude, Riesenrutsche und Riesenrad auf einen Weihnachtsmarkt??) und – juchu: jede Menge Leckereien 😉 Mein Favorit ist der Choco-Kebap. Ich und mein ohnehin schon nicht als Ballerinafigur bekannter Körper danken dem Herrn, dass ich nicht in der Nähe wohne. Aber auch der Flammkuchen kann sich sehen lassen. Wer es deftiger mag: Grünkohl mit Einlage auf dem mittelalterlichen Teil des Marktes an der Kirche genießen! Wer lieber Weihnachtliches shoppen möchte, ist wohl auf dem Markt am Schloss Charlottenburg gut aufgehoben. Er ist riesig und das Angebot ebenfalls. Mir sagt besonders ein Stand mit Büchern, an dem ein Verlagsinhaber noch selbst hervorragend berät. Aber auch selbst gemachtes Marzipan und Nougat locken – besonders lecker am Stand der Manufaktur „Noucao“. Geschenke in allen Preisklassen gibt es ebenfalls zuhauf. Der dritte Markt, den ich mich beeindruckt hat, ist der Budenzauber an der Gedächtniskirche – vor allem wegen der toll ausgeleuchteten Kulisse. Außerdem gibt’s hier einen der besten Champignonstände für alle, die es scharf mögen. Und ihr könnt sogar zwischen Papp- oder Brotschale wählen. [Ich hoffe, das wird auch künftig wieder so sein.]
Jetzt haben wir geshoppt, was für den kulturellen Bereich getan – wohin geht’s nun? Klar: Ins „Klo“! Also ab in…
4. …eine der Kultkneipen Berlins: Das „Klo“
Hell leuchtet und blinkt alles rund um den Eingang der Kneipe an der Leibnizstraße.
Kitsch rules! Ich hebe den Klodeckel an der Tür an und bekomme charmant mitgeteilt, dass ich scheiße aussehe. Na dann. Weiter. Tür auf – nass. Nicht klatschnass vor Angst, sondern weil mir von irgendwoher Wasser entgegenspritzt. Mein Cousine grinst. Das kleine Miststück hatte mir extra den Vortritt gelassen. Ich muss ebenfalls grinsen und wir drücken uns am DJ-Räumchen vorbei. Der Typ, der da Abend für Abend (seit mit Sicherheit zig Jahren) sein Zuhause gefunden hat, liebt es, direkt über Mikro mit den Gästen zu kommunizieren, sie zu provizieren und zum Lachen zu bringen. Die Musik entstammt nicht selten einem ganz anderen Jahrhundert, Happy Hours entlasten den Geldbeutel. Alle 5 Minuten passieren andere seltsame Dinge, ich bekomme Bier in einer Pissflasche serviert, die Bratwurst liegt in einer Bettpfanne (ist aber extrem lecker, da nicht im Fett gebraten!) und die Decke – na, erlebt es selbst. Ich hoffe nur, ihr wollt nicht zu hoch hinaus. Auch das Klo im Klo ist ein Erlebnis. Fazit: 100 Prozent Kult – machen! Und Achtung auf dem Weg nach draußen…
Geschlafen wird (von Sparfüchsen – und nach einer geschmeidigen Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Friedrichshain)…
5. …im „Sunflower Hostel“ (Helsingforser Straße 17)
Das Ding ist superniedlich und sehr chillig. Bis 5 Uhr gibt’s unten in der Bar noch Bier und nette Musik, die Mitarbeiter sind locker und lustig und die Zimmer absolut in Ordnung für ein Backpackers. Selbiges gilt für Klos und Duschen. Die Wände zieren übergroße Figuren aus der Sesamstraße, sodass ich beim Gang aufs 7-Bett-Domizil stets das Krümelmonster und Graf Zahl grüßen kann. 10 Euro kostet ein Bett. Frühstück für 3 Euro kann man sich schenken (sofern man nicht auf Toast, Brötchen, Müsli und Co. steht, sondern etwas mehr Abwechslung haben möchte – in dem Fall reicht es nämlich für den Start in den Tag).
Nach dem erholsamen Schlaf geht’s am nächsten Morgen (ich bestimme jetzt nämlich, dass das ein Sonntag ist ;)) auf den…
6. …Flohmarkt!
Ich habe nämlich mehrfach gehört, das sei in Muss. Besonders der Flohmarkt auf dem Boxhagener Platz (in der Nähe des Hostels), im Mauerpark und am Schöneberger Rathaus sollen zu empfehlen sein. Diese Besuche stehen für mich beim nächsten Mal noch an, weil Prinzessin diesmal gebummelt hat und wir diesen Programmpunkt leider auslassen mussten 😉
7. Berlin „von unten“ – Bunkertouren und weitere Museen
Interessante Museen gibt es in Berlin nicht nur für jedes Alter, sondern auch an den unglaublichsten Orten. Zum Beispiel unter der Erdoberfläche. Das Berliner „Unterwelten-Museum“ zum Beispiel bietet so einige Führungen etwa durch Luftschutzbunker an und vermittelt Wissenwertes zu den Erfahrungen, die Menschen während eines Fliegeralarms dort unten gemacht haben. Funde aus dem zerbombten Berlin sind hier ebenfalls zu sehen und auch die Rohrpost lässt sich bestaunen.
Seit bereits 1999 besteht das Museum „The Story of Berlin“ am Kudamm, ein multimediales Museum mit 20 Themenräumen. Höhepunkt ist der Besuch eines Atomschutzbunkers, der im Fall einer nuklearen Katastrophe gut 3.600 Menschen Platz bietet. Führungen gibt es zu jeder vollen Stunde mit Start im Foyer.
Sehr reißerisch, aber erwähnenswert soll der „Berlin Story Bunker“ sein. Der steht für den nächsten Besuch auf meiner Liste. Fotos darf man auch hier nicht machen, aber in der 90-minütigen Führung „Dokumentation Führerbunker“ werden offensichtlich auf anschauliche Art der Zweite Weltkrieg und Hitlers Ende im Führerbunker erläutert. Für die kleinen Besucher besonders empfehlenswert finde ich das Science Center Spectrum am Deutschen Technikmuseum in der Möckernstraße 26. Hier können die Besucher an über 150 Experimenten zu den Bereichen Licht und Sehen, Wärme, Magnetismus, Mechanik und Bewegung, Musik und Hören teilnehmen und das „Hexenhaus“ erleben (Erwachsenen wird es darin schnell übel – ich weiß, wovon ich spreche). Staunen und Anfassen ist hier erlaubt und das Ganze vor allem an verregneten Tagen für Kids ein riesiger Spaß, der für leuchtende Augen sorgen dürfte.
Viele weitere Museen und Ausstellungen warten noch auf meinen Besuch – das Trabi-Museum, das Currywurst-Museum und die East Side Gallery gehören dazu. Ich muss ja noch „Darauf freu ich mich“-Programm für den nächsten Besuch haben…
8. Zum Abschied gutes Wetter? Ab auf das „Park Inn“!
Rauf auf ein Hotel?! Jupp. Mit dem Aufzug.
In 150 Metern Höhe findet ihr hier nach einer Fahrt in den 37. Stock und ein paar weiteren Schritten die öffentlich zugängliche Dachterrasse des poshen Hotels am Alex. Nur 4 Euro kostet der Spaß (da ist selbst der Eintritt in den Berliner Dom teurer. Was ich übrigens als Frechheit empfinde, denn Gotteshäuser sollten meiner Ansicht nach frei zugänglich sein.)
9. Souvenirs, Souvenirs…
…gibt’s ne Menge in Berlin. Beliebt ist alles rund ums berühmte Ampelmännchen wie Shirts, Mützen oder Gläser. Freunde von Hochprozentigem greifen zur „Berliner Luft“, die es mit 18 Prozent oder 40 Prozent Alkohol gibt. Mir persönlich schmeckt die mildere Variante besser.
Wer das Zeug in Berlin lieben gelernt hat und nun Nachschub braucht, kanns übrigens hier bestellen. Und für den Abend mit Freunden gibt es den Berliner Schnapsideen-Koffer – und zwar hier – zu kaufen. Wer Wein vorzieht und gute Beratung schätzt, kann übrigens im Moment und auch nur noch bis zum 26. Januar 2017 mal nach Berlin-Wittenau (auch mit der BerlinWelcomeCard) fahren. Dort findet ihr den Heiligen Gral, außergewöhnliche Weine und Events rund um Wein und gutes Essen beim„Weindirektverkauf Wittenau“, Alt Wittenau 62, direkt gegenüber der Kirche.
Und danach noch mal lecker und nicht zu teuer vor der Heimfahrt essen – und zwar bei…
10. …„Don Angelo“!
Das Restaurant mit bei unserem Besuch sehr freundlichem Personal liegt in der Nähe vom Alexanderplatz in der Rochstraße 14 d. Solides Essen, eine sehr umfangreiche Karte – hier werden hungrige Touristen satt. Die Teller sind gut gefüllt und neben italienischen Leckereien gibt es noch unzählige weitere Speisen, wobei auch die gute alte Currywurst und die Bouletten nicht fehlen dürfen. Lecker ebenfalls: Hähnchenfilet sowie hausgemachte Spätzle. Wer sparen möchte und auf Pizza steht: Montags bis freitags (ausgenommen sind zwei Pizzen und die Feiertage) von 9 bis 16 Uhr kostet jede Pizza nur 6 Euro.
Euch viel Spaß beim Entdecken. Prinzessin meint übrigens, das Schloss in Potsdam gehöre auch noch in diese Liste. Da war sie nämlich, als ich im Science Center Spectrum spielen war. Ich kann da aber nicht mitreden. Also am besten – wie bei allem – selbst entdecken!
Viel Spaß und auf bald,
chaoskirsche
P.S.: Was sind eure „Highlights of Berlin“? Lasst mir Tipps da 😉