Tach auch!
Wanderungen auf Mallorca und in Schottland geplant oder:
Muss es wirklich ein Schlafsack sein?
Im Zelt kann es nachts kalt werden – und ich frier mir (so geht’s euch wahrscheinlich auch ;)) ungern den Hintern ab.
Da mein alter Schlafsack hinüber war, musste ich mich kürzlich für meine in diesem Jahr anstehenden Mallorca- (GR221, Berge, April) und Schottland-Trips (West Highland Way, Regen, September) auf die Suche nach einem neuen Schlaf-Set-Up machen.
Da stellte sich die Frage: Was passt zu mir und meinem kleinen Tarptent?
Schnell war klar: Es sollte was mit Kunstfasern sein (Schottland = nass ;)). Vielseitig einsetzbar musste es außerdem daherkommen, möglichst leicht sein – und mich wärmen. Gestoßen bin ich letztlich überraschenderweise weder auf einen (in Ultraleicht-Foren oft angepriesenen) Quilt, noch auf einen althergebrachten Schlafsack: Eine „Blanket“ (Decke) kam mit in den Rucksack. Die Wahl fiel auf die „Sestrals Blanket“ von As Tucas (www.astucas.com).
„Eine Decke?!“, werden die meisten denken, die bisher nur mit Schlafsack unterwegs waren. Das dachte ich auch erst. Was ich heute denke und wie sich die Blanket auf dem GR221 schlug – Mallorcas Bergwelt (4 Grad nachts) – und ob sie demnächst auch wieder „mitwandern“ darf oder eher im Schrank bleiben wird, lest ihr hier.
Die Eckdaten der eigens für mich angefertigten Decke: Gefüllt ist sie mit der Kunstfaser „Climashield APEX 200“ (Komforttemperatur liegt bei -5° und ich friere ja ungern; außerdem lässt sich diese Faser gut komprimieren ;)).
Für mich (164 cm „groß“) reichte die Größe M. In der Breite sollte es (nach Rücksprache mit dem Hersteller) „WIDE“ sein – ich mag Platz, bin meistens Seitenschläfer und nicht wirklich schmal gebaut. Die Wahl war gut, wie sich auf Mallorca herausstellte.
Farbtechnisch entschied ich mich für ein (minimal schneller trocknendes) Schwarz auf der Außenseite und ein leuchtendes Rot (irgendwie suggeriert das allein schon Wärme, oder? ;)) innen. Hübsch, gell?
Die Seiten (von unten nach oben gesehen) zieren sechs Druckknöpfe und ihre Gegenstücke.
Als die Decke endlich da war und ich den schwarzen Aufbewahrungssack aus 100-prozentiger Baumwolle anhob, die angenehme Überraschung: „Wow – leicht!“
Hier die Eckdaten des guten Stücks:
Breite: 132 cm
Länge (bis zum Halbkreis oben): 162 cm
Länge gesamt: 202 cm
Gewicht: 795 Gramm.
Schick und leicht – für ein Kunstfasergebilde.
Den ersten Test hatte die Blanket bereits bestanden.
Und das Material?
Es handelt sich um 12 Denier starkes, ultraleichtes Nylongewebe (28g/m²), hergestellt von Schoeller in der Schweiz. Es ist winddicht und atmungsaktiv sowie wasser- und schmutzabweisend.
Aber was mich noch mehr begeisterte, war das Gefühl, das der Stoff vermittelte: Er fühlte sich wunderbar weich und angenehm auf der Haut an!
Clevere Details
Weiter ging die Inspektion, denn ich kannte ja bisher nur Schlafsäcke. Wofür noch mal die Druckknöpfe? Ah – ja! Zuknipsen, Kordel strammziehen – und zack: Das ist die Fußbox! Praktisch und sehr vielseitig einsetzbar ist die Decke dadurch: Wird es aufgrund höherer Temperaturen mal zu warm, lässt sich die Box einfach wieder öffnen und das sorgt für besseres (Fuß-)Klima.
Ok, die Fußbox habe ich also verstanden. Aber da sind ja noch noch mehr Details, die ich erst einmal checken muss: Weiter oben (also etwa in der Mitte des Rückens, wenn man eingekuschelt in der Blanket liegt) befinden sich je zwei Laschen an jeder Seite, die ebenfalls mit Druckknöpfen versehen sind. So lässt sich bei Bedarf die Decke noch enger schließen – einem Schlafsack nicht unähnlich. Passend dazu hat Marco auf meinen Wunsch zwei Bänder ins Paket gelegt, auch diese versehen mit Druckknöpfen. Marco meint, diese Gimmicks bräuchte ich eigentlich nicht, aber ich hinge wohl noch zu sehr an der Schlafsack-Idee. Mir schwebte vor, die Decke dadurch direkt an der Women’s NeoAir X-Lite von Therm-A-Rest (51cm breit, 168 cm lang) zu fixieren.
Meine Erfahrungen auf Mallorca lehrten mich dann: Marco weiß, wovon er spricht. Die Extra-Bänder sind eigentlich recht überflüssig. Ich dachte, die Decke müsste unbedingt mit der Matte verbunden werden, um warm zu halten. Quatsch.
Geht auch so.
Die Matte allerdings wird ausgetauscht gegen eine Z-Lite Sol, denn die NeoAir ist mir zu hoch und so rutsche ich immer runter. Und sie raschelt mir zu laut. Die Z-Lite sollte besser zur Blanket passen.
Und wie sieht’s nun generell mit ’nem Fazit aus? Kommt die Decke mit nach Schottland?
Fazit: Ich muss sagen, die „Blanket“ hat mich überrascht. Dass Kunstfaser so leicht und gleichzeitig so warm sein kann, begeistert mich. Vor allem gefällt mir das Gewebe der Außenhülle: Es fühlt sich so angenehm auf der Haut an, dass man morgens gleich noch länger liegen bleiben möchte. Außerdem ist die Verarbeitung einwandfrei.
Und wie steht’s mit der Temperatur? Ich habe bei +3 Grad mit bloßen Füßen, langer Strumpfhose, T-Shirt und zunächst einem dünnen Fleece in der Decke gelegen. Letzteres flog gegen 2 oder 3 Uhr regelmäßig raus, denn die Wärmeleistung stieg für mein Empfinden im Laufe der Nacht immer mehr an. Zwar hätte ich mir ab und an eine Kordel gewünscht, um die Decke am Hals enger zuziehen zu können, doch fällt sie auch so recht komfortabel, sodass dies nur eine kleine Verbesserung wäre. Gut gefällt mir auch, dass sie lang ist und über den Kopf gezogen werden kann. Wird’s kälter, empfiehlt es sich aber, auf dem Kopf einen Buff oder Ähnliches zu tragen. Außerdem mag ich die größeren Größen – diese Bewegungsfreiheit habe ich in Schlafsäcken immer vermisst.
Die Komforttemperaturangaben sind in meinen Augen etwas zu optimistisch (APEX 200: -5°, Apex 167: 0°, APEX 133: 5° laut As Tucas), doch hängen diese ja auch stark vom individuellen Empfinden ab. Bei einem Bären von Mann mag „-5°“ stimmen. Ich (obschon ich nicht unbedingt die Frostbeule schlechthin bin) müsste da allerdings auf Thermounterwäsche und eine weitere Klamotten-Lage zurückgreifen.
Toll ist es, die Fußbox komplett öffnen und die Blanket wie eine normale Decke benutzen zu können – vor allem in wärmeren Gefilden oder auch in Herbergen, wie es sie auf dem GR221 gibt. Vielfältig ist die Decke damit einsetzbar – auch in wärmeren Gegenden
wird sie wohl auf Touren mit Zelt bei den nächsten Trips mein Begleiter bleiben. Selbiges gilt natürlich auch für die kälteren und nässeren Länder wie Schottland. Ich denke, sie wird sich auch dort wunderbar schlagen. Wenn ich wieder da bin, gibt’s ein Update zur Leistung der „Blanket“. 😉
Die Preise beginnen bei 230 Euro, was natürlich eine Hausnummer ist. Allerdings greift man für vergleichbare Kunstfaser-Schlafsäcke genauso tief in die Tasche. Und die sind lange nicht so vielseitig.
Hinzu kommt: Die Beratung bei As Tucas ist wirklich sehr, sehr freundlich, ausführlich und kompetent – ein weiterer Pluspunkt.
Erhältlich ist die Decke übrigens in Schwarz, einem leuchtenden Rot und einem ebenso leuchtenden Grün – uni oder zweifarbig. Größen- und Längenangaben sowie weitere Infos zum Material und mehr gibt es auf www.astucas.com.
Experiment „Decke statt Schlafsack“ geglückt!
Wer auch noch den passenden UL-Rucksack sucht, findet meinen Test zum neuen „Attila“ von Hyberg (unschlagbarer Preis und für mich absolut komfortabel) hier.
Zum Schluss noch ein paar Bilder von der Decke in Aktion:
4 Antworten auf „Ausrüstung: Blanket statt Quilt oder Schlafsack?“