Tach auch!
Endlich mal was Stabiles aus der Ultraleicht-Welt!
Wer Trekking zu seinen Hobbys zählt, möchte vor allem eines: leichtfüßig unterwegs sein. Ich KANN zwar theoretisch 20 Kilogramm durch die Gegend schleppen – aber warum sollte ich? Statt Nackenverspannungen, Rückenschmerzen und Blasen in Kauf zu nehmen, habe ich deshalb weitestgehend auf Ultraleicht-Ausrüstung umgestellt.
Vor allem Zelt, Schlafsack, Isomatte und Rucksack von den herkömmlichen Herstellern waren mir zu schwer. Und meinen Füßen auch.
Der Rucksack bereitete mir bei diesem Unterfangen jedoch am meisten Kopfzerbrechen. Schließlich muss ich diesen direkt am Körper mit mir herumtragen. Hat er Macken, tut ihm das nicht weh, aber ICH kriege das ja direkt zu spüren. In gängigen Outdoor-Shops betete nahezu jeder Verkäufer denselben Spruch herunter: „Leicht UND komfortabel UND günstig – so einen Rucksack gibt’s nicht!“, bekam ich dauernd zu hören. Dass das nicht stimmt, weiß ich nicht erst, seitdem ich mehrere Modelle getestet habe, sondern vor allem seit ich das Vergnügen hatte, den Prototypen eines neuen und vielversprechenden Ultraleicht-Herstellers ausprobieren zu dürfen: „Attila“ heißt das erste Modell der HYBERG Ausrüstung GmbH aus Rostock.
Pünktlich zu Weihnachten wird dieses nur 560 Gramm leichte Schmuckstück erhältlich sein – und zwar auf Greenline.de.com.
Und das Beste: Es wird nicht mehr als 149 Euro kosten! Das ist schon eine Kampfansage, wenn ich da an andere Hersteller beziehungsweise deren UL-Produkte denke.
1. Wo ist der Haken?
Ich muss ehrlich sagen: Bisher habe ich noch keinen gravierenden Fehler oder etwas gefunden, das stark verbesserungswürdig wäre. Und deshalb stelle ich euch meinen neuen Begleiter einfach mal vor.
2. Woraus besteht „Attila“?
Der Beutel wird hergestellt aus 210D Dyneema X Gridstop, einem Stoff, der auch häufig für Bergsteigerausrüstung genutzt wird – beschichtet mit Acrylat. Dadurch wird er stark wasserabweisend. Außerdem zeichnet er sich durch besondere Reißfestigkeit aus.
Das ist eine Tatsache, die mir besonders gut gefällt, denn Robustheit ist eine Eigenschaft, die mir bei einigen anderen UL-Ausrüstungsgegenständen oft fehlt. Nach langen Strecken lässt bei mir nämlich manchmal (?) die Konzentration nach und meine punktuell auftretende Tollpatschigkeit geht dann nicht selten zu Lasten meines Equipments. Der „Attila“ lässt sich in diesem Zusammenhang allerdings so einiges gefallen und hält es auch schon mal aus, wenn ich ihn nicht gerade mit Samthandschuhen anpacke. Außerdem (ist wohl son Mädchending ;)): Das Teil sieht gut aus. Das war übrigens tatsächlich das Erste, was man mir beim letzten Kurztrip durch Polen an den Kopf geworfen hat, als ich damit durch die Straßen tigerte.
3. Wie ist der Rucksack aufgebaut?
Mein neuer Begleiter ähnelt stark einem Packsack – allerdings nur auf den ersten Blick, denn durch die dünne Matte, die in einem dafür vorgesehenen Fach im Inneren des Rucksacks verschwindet, kommt das ganze Gebilde in Form. Das nicht vorhandene Gestänge wird durch dieses weiche Rückenpolster für mich tatsächlich ausreichend ersetzt und beim Laufen auch nicht vermisst (diese Aussage soll bei mir übrigens schon was heißen, denn ich mag Gestänge eigentlich sehr gerne). Statt über einen Zug-, verfügt das Hauptfach des HYBERG-Modells über einen Rolltop-Verschluss, was ebenfalls dem Packsackprinzip ähnelt. Bequem ist dieser Verschluss allemal, denn durch Auf- und
Abrollen kann die Größe des Rucksacks dem Inhalt ganz einfach angepasst werden. Praktisch für alle, die zum Beispiel – wie ich – mit wenig Gepäck auf dem Jakobsweg auskommen, aber hinterher viel Platz für Souvenirs haben wollen 😉 Wer den Sack mit wenig Inhalt befüllt, kann ihn auch als Handgepäck mit auf Reisen nehmen. Zunächst habe ich ein Deckelfach vermisst. Aber je länger ich ohne eines durch die Gegend gelaufen bin, desto mehr habe ich gemerkt: In ein solches Fach packe ich meistens ohnehin nur unnötigen Kram. Und am Ende der Reise denke ich dann immer: „Ach, das hättest du dir auch sparen können…“. Beim „Attila“ kommt man gar nicht erst in Versuchung, etwas Überflüssiges in diese Tasche zu stopfen – es gibt sie ja nicht 😉 Schade für jene, die auf so ein Fach nicht verzichten möchten, aber vielleicht gibt’s ja bald ein zweites Modell, sodass man die Wahl zwischen zwei Verschlussarten hat.
4. Was passt alles rein?
Der Korpus verfügt über ein Volumen von zirka 49 Litern.
Durch die drei Außentaschen am Rucksack und die zwei praktischen Taschen am Gürtel (ich schätze diesen Stauraum für Kamera, Handy und Geld sehr) erhöht sich dieses auf zirka 55 Liter, womit „Attila“ auch bestens für mehrwöchige Touren geeignet ist. Schrumpfen die Vorräte im Sack zusammen, weil man die Tour bald beendet hat, oder steht eine nur kurze Wanderung an, dann ist es möglich, den Rucksackumfang durch die seitlichen Kompressionsriemen angenehm zu verkleinern. Mit diesen lassen sich außen auch optional weitere Ausrüstungsgegenstände befestigen.
Die maximale Traglast liegt bei 14 Kilogramm – doch mal im Ernst: Wer ultraleicht durch die Gegend wandern möchte, trägt ohnehin viel weniger Gepäck mit sich herum.
Die große Mesh-Fronttasche ist äußerst praktisch, wenn es darum geht, Dinge unterzubringen, an die man schnell herankommen möchte, ohne gleich den ganzen Rucksack-Inhalt durchwühlen zu müssen. Bei mir ist das in der Regel Nahrung ( ;)), bei anderen mögen das Poncho oder Regenjacke sein (dadurch lässt sich übrigens auch das oben erwähnte fehlende Deckelfach leichter verschmerzen). Verstellbare Gummibänder halten Tasche und Inhalt in ihrer Position, wobei es auch noch einen zusätzlichen Gurt gibt, mit dem beides fixiert werden kann. Am unteren Teil der Mesh-Tasche befinden sich zudem zwei Schlaufen, mit denen weitere Ausrüstungsgegenstände, zum Beispiel zum Trocknen oder sogar Stöcke, befestigt werden können. In den beiden Seitentaschen, die jeweils mit einem innenliegenden Gummizug versehen sind, verschwinden die Wasserflaschen. Allerdings: Ich muss nicht unbedingt Flaschen mitschleppen. Auch eine Wasserblase findet in dem geräumigen Rucksack Platz. Daher verfügt er dort, wo der Rolltop-Verschluss endet, auch über die nötigen Löcher, durch die ich den Schlauch nach außen führen kann.
5. Wie steht’s mit dem Komfort?
Die gepolsterten Schultergurte (jede Faser meiner Schultern sagt „Danke für die Polsterung!“, denn ich bin ja schon „wat älter“ ;)) verfügen beide über eine kurze „Daisy Chain“, an deren Komponenten sich bei Bedarf auch noch weitere leichte Ausrüstungsgegenstände befestigen lassen.
Befestigt wird hier außerdem der Brustgurt, der für noch mehr Komfort sorgt. Der ebenfalls ausreichend gepolsterte Hüftgurt ist fest vernäht, was mir zum Beispiel im Vergleich zum optionalen Hüftgurt beim Gossamer Gear G4, dem Urvater aller Ultraleichtrucksäcke, viel besser gefällt. Hier dreht sich nichts mehr in die falsche Richtung, hier verrutscht nichts mehr (was hab‘ ich da schon geflucht bei anderen Modellen…).
Außerdem bleibt der „Attila“ in einer Pause meistens auch dann stehen, anstatt dauernd umzufallen, wenn ich ihn mal nicht ganz optimal gepackt habe. Einzig die Bauchschnalle könnte für meinen Geschmack ein wenig größer sein. Allerdings: Sie ist zwar kleiner als bei Modellen, die ich bisher kannte – das fällt aber nicht unangenehm auf. Es war für mich lediglich erst mal gewöhnungsbedürftig.
6. Wie ist das Tragegefühl?
Der Rucksack liegt gut an. Natürlich gibt es hier kein Belüftungssystem wie bei (maßgeblich schwereren) Modellen herkömmlicher Firmen – aber das liegt in der Natur der Sache. Irgendwo muss man ja Gewicht einsparen, sonst wird’s halt nicht leichter. Und das war ja mein Bestreben: meinem Körper außer meinem eigenen Gewicht nicht noch mehr überflüssige Kilos zuzumuten. Ich bin angenehm überrascht, wie sehr der „Attila“ sich, obschon er ja zunächst mal von der Form her eher einem Packsack ähnelt, beim Tragen wie ein „normaler“ Rucksack anfühlt. Das Gewicht liegt angenehm auf der Hüfte, die Schultern merken nichts davon. Und das ändert sich bei mir übrigens auch nicht, wenn ich das Maximalvolumen ausreize. Standfest ist er ebenfalls. Was will ich mehr?
7. Fazit
Aber ich möchte den Komfort dieses Sacks nicht missen. Und der würde wahrscheinlich unweigerlich leiden, wollte man noch mehr an der Gewichtsschraube drehen (wie etwa bei dem Modell, das ich vorher trug). Aber ganz ehrlich? Ein Gewicht von 560 Gramm ist für mich schon nah am Optimum. Und ja: Es gibt auch komfortablere Rucksäcke. Aber: Obwohl es sich hierbei um eine UL-Variante handelt, ist dieser Rucksack meiner Meinung nach überraschend bequem. Ihm traue ich auch seeehr lange Touren zu (und auch das gilt NICHT uneingeschränkt für seine Vorgänger, die nun mit Sicherheit im Schrank bleiben werden ;)).
Was mich freut: Zwei bis drei weitere Modelle der Firma sind schon jetzt in Planung, außerdem noch Ultraleicht-Zelte. Wenn man bedenkt, dass dieser Rucksack (schon zu Weihnachten) für 149 Euro zu haben sein wird, so kann es gut sein, dass wir uns in Deutschland bald sehr darüber freuen können, auch hier vor Ort hochwertiges Ultraleicht-Equipment kaufen zu können, das kein Loch in den Geldbeutel reißt, dass sich nicht wieder stopfen lassen würde.
P.S.: Auch wenn ich diesen Prototypen kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen habe, habe ich diesen Bericht nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt und das Produkt ausschließlich an den Stellen gelobt, an denen ich von ihm auch tatsächlich restlos überzeugt bin. Was allerdings ein Leichtes war, besonders im Vergleich zu meinen vorher getragenen Modellen, denn der „Attila“ ist schon ziemlich gut durchdacht. Wer Gewicht einsparen und trotzdem noch Komfort genießen möchte, ist hiermit gut bedient. Man muss sich halt darüber im Klaren sein, dass es kein herkömmliches „2 Kilo-Monster“ (mit für mich überflüssigem Komfort) ist.
Details:
Firma: Hyberg
Modellname: Attila
Verkaufsstart: 20. – 25. Dezember 2016
Preis: 149 Euro
Typ: Ultraleicht-Rucksack
Maximale Traglast: 14 Kilogramm
Maximales Volumen: 49 Liter im Korpus, zirka 6 Liter in den Außentaschen
Taschen: Frontnetztasche, zwei Seitentaschen, zwei Taschen am fest vernähten Hüftgurt
Besonderheiten: Gepolsterte Gurte (Hüfte und Schulter), UL-Rückenpolster im Rucksackinneren
Verschlussart: Rolltop-Verschluss
Hauptfachzugriff: von oben
Öffnungen für Wasserschlauch: 2 vorhanden
Alle Plastikteile des Rucksacks wurden von der Firma Woojin Plastic, die sich auf die Produktion von leichten, aber äußerst haltbaren und hitzebeständigen Plastikteilen versteht, gefertigt.
getestete Größe:
M (43 – 50 Zentimeter Rückenlänge)
Gewicht:
M: 560 Gramm (Mein Prototyp wiegt, gerade nachgewogen, allerdings noch 594 Gramm ohne das Schaumstoff-Rückenpolster; hat aber auch noch schwerere Schnallen etc. „verbaut“ ;))
Weitere erhältliche Größen:
L (48 – 58 Zentimeter Rückenlänge)
XL (58 – 64 Zentimeter Rückenlänge)
Material:
Rucksack: 210D Dyneema X Gridstop, beschichtet mit Acrylat
Fronttasche: Mesh
Rückenpolster: Schaumstoff
Vorteile:
– geringes Gewicht
– hoher Komfort für UL-Rucksack
– sehr robust
– viele Taschen
– gute Verarbeitung
– niedriger Preis (im Vergleich zu anderen UL-Ausrüstungsgegenständen oder Einkäufen in den USA)
Nicht ganz optimal:
– Rolltop-Verschluss für Unerfahrene gewöhnungsbedürftig
– Selbiges gilt für die kleinen Bauchgurtverschluss
– fehlendes Belüftungssystem (mein Shirt ist allerdings bei allen Rucksäcken gleichermaßen schnell durchgeschwitzt ;))
Bezugsquelle: www.greenline.de.com
Mehr zu meinem Zelt, dem Tarptent Protrail, das schon allein aufgrund des Gewichts (770 Gramm) super zum Attila passt, lest ihr übrigens hier. Außerdem mit dabei ist eine Kunstfaser-Leichtgewichtsdecke von As Tucas (hier geht’s zum Test).
Das war’s erst einmal von mir. Bei Fragen: Schießt los! 😉
LG, chaoskirsche
6 Antworten auf „Ausrüstung: Attila – HYBERGS erster Ultraleicht-Rucksack“